Geschichte des Wildgeheges und der Greifvogelstation

"Kurz zusammengefasst "

  • 1967 Eröffnung des Wildgehege Hellenthal und seiner Greifvogelwarte durch den Deutsch - Argentinier Guillermo Staudt
  • 1976 Übernahme durch den arabischen Geschäftsmann Salem Ebrahim Al-Saman
  • 1980 Erste Nachzucht des Amerikanischen Weißkopfseeadlers durch Horst Niesters
  • 1982 Übergabe zweier Weißkopfseeadler an den US-Präsidenten Ronald Reagan
  • 1996 Pacht durch Manfred Kreer, Horst Niesters und Karl Fischer
  • 1999 Kauf des Wildgeheges durch Manfred Kreer, Karl Fischer und Horst Niesters
  • 2002 Übernahme der Anteile von Manfred Kreer durch Wolfgang Fischer, Horst Niesters und Karl Fischer
  • 2009 Tod des langjährigen Geschäftsführer und Mitinhabers des Wildgeheges, Horst Niesters. Übernahme der Anteile durch seine Ehefrau Ute Niesters
  • 2012 Ausschieden von Wolfgang Fischer. Übernahme der Anteile Wolfgang Fischer durch Ute Niesters und Karl Fischer

Die Geschichte des Wildgeheges Hellenthal und seiner Greifvogelstation reicht von 1967 bis heute. Unter der Führung von argentinischen, arabischen und deutschen Eigentümern wandelte sich das Profil des stetig wachsenden Wildparks, was sich nicht zuletzt auch in den gehaltenen Tierspezies widerspiegelte. Nach und nach wurden Einrichtungen zur Haltung und Zucht von seltenen und bedrohten Arten errichtet, bei denen sich in der Folge meist auch reger Zuchterfolg verzeichnen ließ. Vor allem das Zuchtprogramm des amerikanischen Weißkopfseeadlers erlangte spätestens seit der Übergabe zweier Jungadler an Ronald Regan (Präsident der USA  a.D.) weltweite Berühmtheit.

Der langjährige Direktor des Wildgeheges Horst Niesters und sein erfahrener Gehegeleiter Karl Fischer entschlossen sich Mitte der 1990er Jahre ihrer Passion zu folgen und über Pacht und Kauf der Greifvogelstation aktiver ins Geschehen einzugreifen. Unter ihrer Leitung wurde die Zucht-, sowie die Artenschutz- und Pflegeaktivität weiter ausgebaut und die Öffentlichkeitsarbeit für Falknerei und Greifvögel auf internationaler Bühne erweitert, was den Bekanntheitsgrad des Wildgeheges und der Greifvogelstation steigerte.

 

 

" Detailliert "  

Der Grundstein für die Errichtung eines Wildgeheges in Hellenthal wurde im Jahre 1966 gelegt, indem der leitende Oberförster Horst Pankatz für den Grundstücksbesitzer Guillermo Staudt aus Argentinien durch seine Verhandlungen die Voraussetzungen für dieses Vorhaben schuf.

Im Frühjahr 1967 gesellten sich der damals sehr bekannte Fernsehförster Paul Losenhausen und der Falkner und Wildfotograf Horst Niesters zu dieser Planungsgruppe. Beide waren zu diesem Zeitpunkt ein eingespieltes Team. Paul Losenhausen war zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und Horst Niesters errichtete die erste Greifvogelstation in einem Wildpark.


Am 16.09.1967 wurde das Wildgehege mit der Greifvogelstation offiziell seiner Bestimmung übergeben, was nur dank des unermüdlichen Einsatzes des damaligen Regierungspräsidenten Dr. Schmidt-Degenhard und des Gemeindedirektors Werner Rosen möglich war.
Der Schwerpunkt der Tierhaltung lag zwar auf unseren einheimischen Wildarten, jedoch führte der damalige Besitzer Guillermo Staudt  darüber hinaus auch südamerikanische Greifvögel, wie Karakaras, Wüstenbussarde, Prachthaubenadler, Kondore und Kordillerenadler ein, die vom Besucher erlebt werden konnten. Besonders die Kordillerenadler mit ihren rasanten Sturzflügen entwickelten sich schnell zu Publikumslieblingen.

1969 wurde der Wildpark um ein großzügiges Felsenareal erweitert, auf dem Stein- und Muffelwild angesiedelt wurden.

Staudt mit Puma

In den 1970 neu errichteten Raubtiergehegen fanden bald argentinische Pumas, kanadische Wölfe und finnische Luchse ein neues Zuhause. Auf Grund der ebenfalls neu hinzugekommenen Wapiti- und Weißwedelhirsche aus den USA, musste sogar die Umzäunung der Wildgatter erhöht werden. Neben diesen Riesenhirschen gesellte sich auch der kleinste Hirsch der Welt, der aus Süd Amerika stammende Pudu Pudu, dazu, der in Hellenthal erstmalig nachgezüchtet werden konnte.

1971 stieß Karl Fischer als ehrenamtlicher Helfer und Jungfalkner zum Team der Greifvogelstation, nachdem er zuvor 1970 ein Praktikum absolviert hatte.

Nach langen vergeblichen Versuchen wurden im Frühjahr 1974 die ersten 3 nachgezogenen Junguhus dem deutschlandweiten Artenschutz- und Wiederauswilderungsprojekt zur Verfügung gestellt.

Im Laufe der Jahre wurde dem Deutsch-Argentinier Guillermo Staudt zunehmend bewusst, dass keiner seiner Söhne das Erbe in Deutschland antreten würde, was ihn veranlasste das Unternehmen veräußern zu wollen.

Horst Niesters, der 1975 den ersten internationalen Falkenkongress in Abu Dhabi vorbereitete, lernte dort den Großkaufmann Salem Ebrahim Al-Saman kennen und konnte ihn für den Kauf des Wildgeheges Hellenthal gewinnen. 
Nach der Übernahme des arabischen Besitzers im Oktober 1976 konnten großzügige Investitionen durchgeführt werden, wie der Bau einer großen Zuchtanlage für Falken und Adler, die Erstellung eines Kinderzoos mit angegliedertem Spielplatz, der Ausbau des Restaurants und umfangreiche Instand-setzungsarbeiten. Horst Niesters wurde gleichzeitig vom Leiter der Greifvogelstation zum geschäftsführenden Direktor berufen.
Im September 1977 ernannte er Karl Fischer zum Gehegeleiter.

1980 gelang in Hellenthal die weltweit erste Nachzucht des amerikanischen Wappentieres, des Weißkopfseeadlers.

Salem Ebrahim Al Saman
Uebergabe Adler

"Carol" und „Captain", die beiden Jungadler aus dem Jahre 1982, wurden von Horst Niesters als Züchter und dem Bundeskanzler Helmut Schmidt als Gastgeber dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Ronald Reagan überreicht. Die beiden waren anlässlich seines ersten Staatsbesuches das offizielle Gastgeschenk der Bundesrepublik Deutschland.

 

Zu Beginn der 1990er Jahre setzte sich bei Salem Ebrahim Al-Saman die Absicht durch, sich von dem Unternehmen zu trennen, so dass er 1996 den Park zunächst an Manfred Kreer verpachtete.
Horst Niesters und Karl Fischer wurden Pächter der Greifvogelstation.

Am 23.08.1998 erlitt die Greifvogelstation Hellenthal einen herben Rückschlag. Ein Großteil der Zuchtanlage fiel einem ungeklärten Großbrand zum Opfer. Für viele seltene und bedrohte Tiere bedeutete dies akute Lebensgefahr, die nur Dank des unermüdlichen Einsatzes von freiwilligen Helfern, Angestellten und 140 Feuerwehrleuten der Gemeinde Hellenthal, der Städte Schleiden und Euskirchen abgewendet werden konnte. Mit ihren 35 Feuerwehrfahrzeugen hatten die Wehrleute die brennenden 2400 Quadratmeter schnell gelöscht und der befürchtete Übergriff des Feuers auf benachbarte Waldgebiete konnte verhindert werden. Doch trotz aller Bemühungen fanden 7 Tiere den Tod in den Flammen. Die Aufräum- und Wiederaufbaumaßnahmen erstreckten sich auf die folgenden 3 Monate und konnten nur Dank der ehrenamtlichen Helfer so gut und schnell abgeschlossen werden.

Im März 1999 entschloss sich der Besitzer Salem Ebrahim Al-Saman das Wildgehege endgültig zu verkaufen. Manfred Kreer übernahm den größten Teil des Wildparks, während Horst Niesters und Karl Fischer die Greifvogelstation, die Zuchtstation und den verbliebenen Anteil des Wildparks erwarben.

Im April 2002 zog sich Manfred Kreer aus Hellenthal ganz zurück, da er sich beim Neubau eines Wildparks in Polen stark engagierte. Karl Fischer und Horst Niesters übernahmen daraufhin einen weiteren Anteil des Parks. Der verbleibende Anteil wurde von Wolfgang Fischer erworben, wodurch er sich in das Betreiberteam des Wildgeheges einbrachte und neue Akzente setzte.
Niesters mit Jungadler
brütender Weisskopfseeadler
Weisskopfseeadler

Der durch Horst Niesters erreichte internationale Bekanntheitsgrad der Greifvogelstation wird durch die zahlreichen Aktivitäten von Karl Fischer und dem Team der Greifvogelstation bei Außenauftritten, Fernsehsendungen und Presseveröffentlichungen weiterhin gesteigert und das Interesse an Hellenthal wird so beständig aufrecht erhalten.

Adlerküken

Im Frühjahr 2007 erblickten die beiden Kaiseradler "Arthus" und "Asta" das Licht der Welt in der Zuchtanlage der Greifvogelstation Hellenthal. Damit war ein weiterer sensationeller Zuchterfolg gelungen, da die Nachzucht dieser ausgesprochen stark bedrohten Adlerart weltweit Seltenheitswert besitzt und zukünftig für den Arterhalt bedeutend sein könnte.

Am 16. Oktober 2009 wehten die Fahnen am Eingang des Wildgeheges auf Halbmast. Horst Niesters verstarb im Alter von 72 Jahren. Er wurde im Kreise seiner Familie, vieler Freunde, Mitarbeiter, Politiker und Verbandskollegen auf dem historischen Friedhof der Burg Reifferscheid beigesetzt. Falknerinnen und Falkner hielten mit Adlern und Falken Ehrenwache am Sarg und trauerten um einen guten, vorbildlichen und hoch geschätzten Freund. Im Sinne von Horst Niesters wird die Greifvogelstation weitergeführt.

Abschied von Horst Niesters
 

 

 

 

 

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