Marderhund (Nyctereutes procyonoides)
Die Heimat des Marderhundes ist Ostsibirien, China und Japan. Mit seiner Gesichtszeichnung erinnert er ein wenig an einen Waschbären. Im Gegensatz zu diesem handelt es sich bei dem Marderhund aber um eine sehr urtümliche Tierart die zu den hundeartigen zählt. Der Marderhund kann nicht klettern. Er hält sich gerne in der Nähe von Gewässern und feuchten Wäldern auf. Seine Nahrung reicht von Mäusen, Wühlmäusen und toten Fischen bis zu Beeren und Obst.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Marderhund in Pelzfarmen im Westen Russlands gehalten. Der Marderhund entschloss sich jedoch schnell die Pelzfarmen zu verlassen und machte sich auf den Weg nach Westen. Als guter Schwimmer stellten auch größere Flüsse wie z.B. die Oder für ihn kein Hindernis dar. Inzwischen ist er in fast ganz Deutschland heimisch. Nachweisen kann man ihn allerdings in der Regel nur durch Spuren, die er hinterlässt.
Als eines der nachtaktivsten Tiere überhaupt bekommt man ihn nämlich in freier Natur so gut wie nie zu Gesicht.
Sie sollten also auch unser Marderhundgehege in den frühen Morgenstunden oder am Abend besuchen, wenn sie unsere Marderhunde sehen möchten. Der Marderhund wird auch genannt: Enok, Mangut, japanischer Fuchs, Waschbärhund
Erscheinungsbild
Körperlänge: 60 bis 80 cm Schulterhöhe: 20 bis 30 cm Gewicht: 8 bis 9 kg fuchsgroß; gedrungener Körper mit kurzen Läufen Fell: lang, dunkelbraun mit dichter Unterwolle, Schwanz dicht behaart
Kopf hundeartig, Gesicht dunkel, oben und unten hell umrahmt, Sieht einem Waschbären sehr ähnlich, ist aber nicht mit ihm verwandt. offensichtlichster Unterschied zum Waschbär: Schwanz ohne Bänderung
Lebensraum
Bevorzugt Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz, schätzt die Nähe von GewässernKommt nicht in dichten Nadelwaldbeständen und nicht über 300 m vor. Der Marderhund ist ein Höhlenbewohner: Baue werden selten selbst gegraben. Nutzt leere Fuchs-und Dachsbauten, aber auch Reisighaufen und Schilfnester werden angenommen bzw. gebaut.
Verbreitung und Stellung im zoologischen System
Die Heimat des Marderhunds ist Ostasien: China, Korea, Japan, Ostsibirien, Nordvietnam. Als Pelztier wurde er in den 30er Jahren im europäischen Teil der UdSSR ausgesetzt und breitete sich schnell nach Westen aus. Mittlerweile ist er vor allem in Osteuropa verbreitet: Tschechien, Finnland, Rumänien, Ungarn, Polen, Deutschland. Der Marderhund gehört zur Ordnung der Fleischfresser (Carnivora), Familie der hundeartigen Raubtiere (Canidae), Unterfamilie der echten Hunde (Schleichkatzhunde); sein nächster Verwandter ist der Polarfuchs.
Nahrung
Anpassungsfähiger Allesfresser: Obst, Beeren, Mäuse, Vögel, Gelege von Bodenbrütern, Hasen, Wasservögel, Jungtiere, Frösche, Fische, Insekten.Der Marderhund ist eher Sammler als Räuber.
Sinnesleistung und Lautäußerung
Seine Sinne sind ganz auf die Dunkelheit eingestellt: Das Sehvermögen ist nur sehr schwach ausgeprägt; Gehör und Geruchssinn sind dagegen gut entwickelt.Der Marderhunde gibt wenig Laute von sich: Welpen und Jungtiere piepsen bzw. heulen nach ihrer Mutter; diese warnt bei Gefahr mit einem Knurrlaut. Während der Paarungszeit lockt der Rüde nachts mit lang gezogenen Heulschreien das Weibchen.
Fortpflanzung und Lebenserwartung
Paarung im Januar und Februar, Tragzeit ca. 9 Wochen Pro Wurf kommen 5 bis 8 blinde Junge zur Welt. Der Vater kümmert sich mit um den Nachwuchs. Er bewacht die Höhle und sobald die Jungen feste Nahrung zu sich nehmen können, bringt er Beute.
Nach zwei Wochen verlassen die Jungtiere das erste Mal den Bau; nach sechs Monaten sind sie ausgewachsen, nach zehn Monaten fortpflanzungsfähig. Die Familie bleibt bis Ende des Winters zusammen.
Ein Marderhund wird in der freien Natur sechs bis acht Jahre alt.
Lebensweise und Verhalten
dämmerungs- und nachtaktiv. Der Marderhund ist kein ausgesprochenes Rudeltier, aber auch kein Einzelgänger. Während der Aufzucht der Jungen lebt er im Familienverband und hat im Allgemeinen eine dauerhafte Partnerbindung.
Als einzige Art der Familie der hundeartigen Raubtiere hält der Marderhund eine Winterruhe. Im Sommer frisst er sich dafür eine dicke Fettschicht an.
Gefahren für den Marderhund
Nennenswerte Feinde sind in Deutschland nur der Uhu und das Auto. In Asien hingegen sind es der Wolf, der Luchs und der Braunbär.Der Marderhund weist prinzipiell die gleichen Parasiten (Fuchsbandwurm) und Infektionskrankheiten (Tollwut) wie der Rotfuchs auf.
Bestand In den 60er Jahren wurde der Marderhund das erste Mal in der ehemaligen DDR gesichtet. Sein Bestand ist unklar, nimmt aber vor allem in den neuen Bundesländern zu. Neubürger (Neozoon)
Weitere Informationen in Peter Dollingers Zootierlexikon