Rehwild (Capreolus capreolus)
Das Reh ist die kleinste und auch häufigste Hirschart in Deutschland. Nachdem das Reh in Deutschland um 1900 beinahe ausgerottet war, gibt es heute aktuellen Schätzungen zufolge über eine Million Rehe in Deutschland. Rehe leben sowohl in Dünenlandschaften als auch im Gebirge bis hinauf zur Baumgrenze. Man findet Rehe in einsamen Heidegebieten ebenso wie in größeren Parks oder Friedhöfen.
Da Rehe nicht wirklich schnell und ausdauernd flüchten können, benötigen sie aber in jedem Fall Deckung. Gehölze und Waldränder haben als Lebensraum klar den Vorzug vor dichten Wäldern.
Auch bei der Nahrung sind Rehe wählerisch. Im Gegensatz zum Beispiel zu Rindern die äsend über die Wiese ziehen sind Rehe ständig unterwegs. Hier wird ein zartes Blatt und da der junge Trieb nahrhafter Kräuter genascht. Da Rehe im Verhältnis zum Gewicht eine große Körperoberfläche haben und somit viel Wärme abgeben sind sie insbesondere in der kalten Jahreszeit auf nahrhafte Nahrung angewiesen. Rehe sind weder die Jungtiere noch die Frau vom Hirsch. Rehe sind eine eigenständige Tierart, die sich sowohl im Verhalten, als auch im Aussehen grundlegend vom Rothirsch unterscheiden.
Kitze, die etwa ab Mai zur Welt kommen, werden in den ersten Lebenstagen von der Mutter abgelegt und nur einmal am Tag zum Säugen aufgesucht.
Die Brunftzeit (Paarungszeit) des Rehbocks fällt in den Hochsommer. Hierbei wird das Reh vom Rehbock oft längere Zeit vor sich hergetrieben, bevor es zur Paarung kommt. In Kornfeldern entstehen hier bei manchmal sogenannte „Hexenringe“, wenn das Getreide ringförmig niedergetrampelt wird.
Erwarten sie aber bitte vom Reh keinen urigen Brunftschrei, wie vom Rothirsch; als Bewohner von Dickichten geben Rehe zur Revierabgrenzung eher ein hohes Quietschen und Pfeifen von sich, wobei der Rehbock auch noch hundeähnlich „bellen“ kann, wenn er über eine Störung verärgert ist.
Neben den Rehen in unserem Rehwildgatter besuchen auch immer wieder Rehe aus freier Wildbahn unseren Park. Erschrecken Sie also bitte nicht, wenn ein Reh ihren Weg kreuzen sollte….
Erscheinungsbild
Rehe haben am Hinterteil einen weißen Fleck, Spiegel genannt. Gewicht: ausgewachsene Tiere bis zu 25 kg Lebendgewicht; in Osteuropa und Sibirien mehr. Sommerfell: gelblich-rot, Winterfell: graubraun, Haarwechsel April/Mai und September/Oktober.
Frisch geborene Kitze gleichen sich mit einem gefleckten Tarnkleid ganz der Umgebung an. Der Rehbock wirft im Herbst sein Gehörn aus Knochensubstanz ab, das sofort wieder neu zu wachsen beginnt. Im Frühjahr reibt (fegt) der Bock an kleinen Bäumchen die Nährhaut (Bast) von seinem fertigen Gehörn, dient auch der Reviermarkierung. Winter: Zusammenschluß des Rehwildes zu Rehfamilien, Auflösung im März.
Lebensraum
Randzonen reich strukturierter Busch- und Mischwälder (Heckenschlüpfer). Auch offene Feldflur (Feldrehe), in der Nähe von menschlichen Siedlungen, in Stadtparken. Als Kulturfolger ist das Reh sehr anpassungsfähig.
Verbreitung und Stellung im zoologischen System
Das Reh besiedelt weite Teile Europas und Asiens. In Europa kommt es von der Küste bis ins Hochgebirge, von Flußauen bis hin zu Bergwäldern, in Agrarsteppen und Parklandschaften vor. Es gehört zu den Paarhufern und zur Familie der Hirsche.
Nahrung
Als Wiederkäuer ist das Reh ein reiner Pflanzenfresser.
Nahrung besteht aus: Kräutern, Gräsern, Blättern, Triebe, Knospen sowie Wald- und Feldfrüchten. Es bevorzugt nährstoff- und energiereiche Pflanzenteile (Konzentratselektierer).
Sinnesleistung und Lautäußerung
Geruchs- und Gehörsinn sind hervorragend ausgebildet. Augen weniger leistungsfähig, Rehe sind farbenblind und können räumlich nicht wahrnehmen, sie registrieren Bewegungen sehr genau. In der Paarungszeit (Juli bis Anfang August), fiept die Geiß nach dem Bock. Auch die Kitze geben fiepende Laute von sich.
Wenn Rehe sich erschrecken, geben sie einen bellenden Laut von sich.
Fortpflanzung
Paarungszeit: Juli/August (Blattzeit) Tragezeit: 9 ½ Monate. Nach der Befruchtung tritt eine 4 ½-monatige Keimruhe (Eiruhe) ein, das heißt, die befruchteten Eizellen entwickeln sich verzögert.
Im Mai/Juni werden meist 2 (selten 1 oder 3) Kitze mit etwa 1 kg Gewicht geboren.In den ersten Lebenstagen besucht die Mutter die Kitze nur zum Säugen, um nicht die natürlichen Feinde auf die Spur der Jungtiere zu locken. Die Kitze werden aus sicherer Entfernung von der Ricke beobachtet.
Ricken legen die Kitze ab, d.h. die Kitze drücken sich reglos ins Gras, um vor Feinden sicher zu sein. In den ersten Lebenstagen haben sie noch keinen Eigengeruch. Abgelegte Kitze daher niemals berühren, da die Ricke sie dann nicht mehr annimmt. Kitze sind nicht verwaist, die Ricke kommt regelmäßig zum Säubern und Säugen.
Rehe können bis zu 15 Jahre alt werden. Das Gebiß ist dann so stark abgenutzt, daß die Tiere die Nahrung nicht mehr aufnehmen und wiederkäuen können.
Gefahren
Natürliche Feinde wie Wolf, Luchs, Bär, Steinadler fehlen. Feinde der Kitze sind Fuchs und Wildschwein, Mähwerkzeuge bei Heu- und Grasernte, Straßenverkehr und wildernde Hunde.
Weitere Informationen in Peter Dollingers Zootierlexikon.